Zufriedenheit bei Heilpraktikern

Zu Erwartungen und Erfahrungen mit Heilpraktikern hatten sich nur rund 120 der Befragten geäußert. Von ihnen wurde die Transparenz in der Abrechnung sowie das Einhalten von Kompetenzgrenzen kritisch bewertet. Die Zufriedenheit mit den Behandlungsergebnissen fiel in dieser Gruppe jedoch positiver aus als bei den Ärzten. Dafür gibt es vor allem eine psychologische Erklärung: „Wir gehen davon aus, dass die Faktoren Kommunikation, Zeit und Ganzheitlichkeit eine große Rolle spielen sowie der Umstand, dass die Menschen den Heilpraktikerbesuch in der Regel selbst zahlen“. Während ein Termin beim Heilpraktiker rund 60 Minuten dauert, nehmen sich Ärzte durchschnittlich 7,5 Minuten Zeit pro Patient.

Experten sehen Handlungsbedarf

Die Studienergebnisse wurden am 26. September 2020 im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums erstmals öffentlich vorgestellt und in einer Diskussionsrunde mit Ursula Hilpert Mühlig, Präsidentin des Fachverbandes deutscher Heilpraktiker, Gregor Bornes, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Patienten und Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss, Bernd Scheliga, Beirat des Berufsverbandes Physio Deutschland, Dr. Yael Adler, Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, sowie Prof. Dr. med. Joachim Latsch, Professor für Präventions- und Bewegungsmedizin an der Hochschule Fresenius in Köln, vertieft.

Dass Erwartung und Erfahrung oft nicht übereinstimmen, ergibt einen klaren Verbesserungsbedarf. Nach Professor Latsch sind Taktung und Zeitmangel in der ärztlichen Versorgung „ein großes Problem“. Bernd Scheliga sieht lange Wartezeiten auf Termine bei den Therapeuten im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel. „Hier müssen wir an der Berufsattraktivität arbeiten, um den steigenden Bedarf an Heilmitteln in Zukunft decken zu können.“ Das vergleichsweise gute Abschneiden der Heilpraktiker bewertet Professorin Hammer so: „Auch wenn heilpraktischen Behandlungen in der Regel die wissenschaftliche Grundlage fehlt, gibt die Studie Hinweise, dass Heilpraktiker das Bedürfnis nach Zuwendung und individueller Betrachtung, was in der ärztlichen Versorgung oft zu kurz kommt, besser erfüllen.